Die Geschichte beginnt bei meinem alten Hund Strolchi, der als Welpe zu uns kam und fünfzehn Jahre alt wurde. Meine Tochter nannte ihn immer ihren kleinen Bruder und wir liebten ihn über alles. Er war ein lustiger Rüde, der uns gerne zum lachen brachte. Strolchi war ein treuer Hund und man konnte ihn auch nicht mit Leckerchen kaufen, er schenkte sein Herz denen, die für ihn da waren und Zeit mit ihm verbrachten. Am liebsten war Strolchi unterwegs, er hatte so viel Energie, wenn wir zwei Stunden mit den Inline Skatern und ihm unterwegs waren schaute er uns danach an, so wie, und was machen wir jetzt? Schlafen konnte dieses Energiebündel schließlich in der Nacht, er konnte tagsüber keine Sekunde mit herumliegen verbringen und morgens legte er sein Köpfchen auf mein Bett und schaute mich so lange an bis ich wach wurde. Außer einem etwas empfindlichen Magen-Darmtrakt, den er als junger Hund hatte, war er nie krank und auch nicht verletzt, er war ein kerngesunder gutgelaunter und sehr munterer Kerl. Mit ca. 14 Jahren wurde er dann ein alter Herr und bekam Prostatakrebs. Für eine Operation war es schon zu spät und sein Herz war auch nicht mehr ganz so fit. Der Tierarzt empfahl uns jede Sekunde mit ihm zu genießen und das taten wir auch. Schließlich war er all die Jahre unser Sonnenschein, ich bekomme heute noch ein Lächeln im Gesicht wenn ich an ihn denke. Irgendwann waren seine Schmerzen so stark, dass die Schmerztabletten nicht mehr wirkten und auch die Morphiumspritzen halfen nur noch sehr begrenzt. Strolchi hatte mittlerweile alle Zähne verloren, konnte nicht mehr laufen, musste Windeln tragen und erkannte uns auch manchmal nicht mehr. Schweren Herzens entschlossen wir uns ihn einschläfern zu lassen. Für mich war es das schlimmste was ich je erlebt habe. Ich konnte die ersten Tage nicht darüber reden und meine Tränen rannen wie Sturzbäche, wenn mich jemand nach ihm fragte, denn er war immer an meiner Seite, auch zur Arbeit nahm ich meinen Buben mit. Diese Einleitung soll Euch eine kleinen Einblick in das Verhältnis geben, dass ich zu meinem Hund hatte, denn vielleicht ist das notwendig um den weiteren Verlauf der Geschichte zu verstehen. Strolchi war für mich ein ganz besonderer Hund.

Sechs Jahre nach seinem Tod begann ich mit der Ausbildung zur Tierkommunikatorin und lernte auch mit verstorbenen Tieren zu sprechen. Was lag näher als meinen verstorbenen Hund mal zu fragen wie es ihm so geht. Strolchi freute sich sehr über mein Interesse mit ihm zu reden und sagte mir, dass er wieder inkarniert ist und als Welpe bei einer Familie lebt, wo es nicht so gut läuft und er würde gerne zurück zu mir kommen. Ohne Nachzudenken sagte ich, JAAAAAA, na klar komme zurück zu mir. Wie finde ich dich und wie werde ich dich erkennen, fragte ich ihn noch. Er sagte, schau auf die regionalen Vermittlungsseiten von Tieren, du wirst mich am Namen erkennen. Alles klar dachte ich, dass kriege ich hin und schaute ab diesem Zeitpunkt auf die regionalen Tiervermittlungsseiten nach einem Strolchi oder einem Bobby. Bobby war sein offizieller Name in seinen Papieren und Strolchi haben wir ihn gerufen. Eines Tages als ich wieder so durch eine Vermittlungsseite scrollte, hörte ich eine Stimme, die sagte, sie erkennt mich nicht, sie erkennt mich nicht – immer wieder. Ich scrollte wieder nach oben und suchte nach Hinweisen. Ich blieb bei einem Bobo hängen und fragte mich, ob es wohl der richtige sei. Ich schickte sein Foto zu meiner Ausbilderin Mandy und fragte sie, ob sie herausfinden könnte ob dieser Hund, die gleiche Seele ist wie mein alter Hund Strolchi. Mandy sagte mir, dass sie keine Hinweise erhält und es wohl meine Aufgabe sei nun selber herauszufinden ob er es ist oder nicht. Ich bin ehrlich, ich wusste es nicht. Aber ich dachte, es kann ja nicht schaden und bewarb mich um ihn. Die Vermittlung suchte für ihn eine Familie mit Haus und eingezäuntem Garten, da es ein großer Hund werden würde, damit konnte ich leider nicht dienen und ich bekam eine Absage. Was ich auch einsah, denn warum soll ein so großer Hund in eine Stadwohnung vermittelt werden, wenn er ein Haus mit Garten haben kann. Bobo wurde ziemlich schnell vermittelt, er war aber auch ein selten süßer Welpe mit seinen zarten vier Monaten. Ich spürte auch, dass er mich dort vergessen würde, bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich den Eindruck das er sich an mich erinnert. Irgendetwas in mir sagte, dass war es nicht, der kommt wieder. Allerdings dachte ich, dass dieses Irgendetwas mein Ego war und ich nur nicht wahrhaben wollte das ich ihn nicht bekommen habe und ich dachte dann eine Zeit lang gar nicht mehr an ihn. Nach circa einem halben Jahr hatte ich den Impuls auf die Vermittlungsseite zu sehen, keine Ahnung warum, ich wollte einfach nur stöbern und suchte eigentlich nach einer ehrenamtlichen Tätigkeit oder so. Ich stutzte, denn da war er wieder, jetzt 10 Monate alt mit stattlichen 29 Kilo. Ich überlegte und kämpfte mit mir, ich wusste ja das die Vermittlungsstelle ihn mir nicht geben möchte, weil ich keinen Garten habe. Ich suchte nach Häusern mit Garten, aber ich wollte gar nicht umziehen, weil ich vielleicht eines Tages von hier fortziehen möchte, wenn meine Tochter Kinder bekommt und ich sie vor Ort unterstützen möchte. Hach, ich war einfach durcheinander und wusste nicht recht was ich machen soll? Ich hielt es natürlich nicht aus und fragte doch nochmal bei der Tiervermittlung für Bobo an, ich muss sagen, ich zweifelte ja auch ein wenig, weil der Hund Bobo heißt und nicht Strolchi oder Bobby, so wie Strolchi doch sagte, dass ich ihn an seinem Namen erkennen würde. Natürlich bekam ich ihn wieder nicht und ich tröstete mich damit, dass ich mir sagte, also wenn das wirklich die gleiche Seele ist die meinen alten Hund bewohnte und diese zu mir gehört, dann wäre es auch so gekommen. Für mich war der Fall erledigt. Etwa einen Monat später bekam ich aus heiterem Himmel einen Anruf von der Tiervermittlung und die Dame am Telefon fragte mich, ob ich die Pflegefamilie bei der Bobo wohnt unterstützen könnte und mit Bobo regelmäßig Gassi gehen könnte. Schließlich wäre er schon so lange bei der Pflegefamilie und die hätten ja noch mehr Hunde und es würde helfen wenn jemand mit Bobo rausgeht. Oh Mann, ich kann nicht sagen wie laut mein Herz geklopft hat und ich sagte gerne zu. Endlich würde ich diesen Bobo kennenlernen, mein Kopf sagte, dass ist er eh nicht und mein Herz schlug Purzelbäume und freute sich sehr. Dann an einem Donnerstag, etwa eine Woche nach dem Anruf war es so weit, ich würde heute zur Pflegefamilie von Bobo fahren, ihn kennenlernen und mit ihm und seiner bekannten Bezugsperson Gassi gehen. Obwohl ich einen guten Orientierungsinn habe hatte ich richtig Probleme auf direktem Weg zu der Adresse zu gelangen, aber mit ein wenig Verspätung kam ich an und klingelte an der Gartentür. Eine Horde Hunde kam bellend angelaufen und hintendran eine junge Frau, die sich durch die Hundemenge hindurchdrängelte und zu mir sagte, ACHTUNG jetzt kommt es: Hallo, Sie sind wegen Bobby da, gelle? Mein Gesicht hätte ich in diesem Moment gerne gesehen. Ich fragte sie, heißt er Bobby auf der Seite der Tiervermittlung steht Bobo. Ja, sagte sie, dass ist verkehrt aber es steht da schon so lang und nun wäre es ja auch egal, er heißt jedenfalls Bobby. Ich war in diesem Augenblick von den ganzen Eindrücken erstmal unfähig irgendwas zu denken. Und wir liefen los in den Wald, an dessen Rand die Pflegefamilie ein wunderschönes 2000 qm großes Grundstück mit ihrem Haus haben. Wir gingen etwa 1 ½ Stunden mit einigen Hunden aus dem Rudel spazieren und vereinbarten, dass ich per WhatsApp erfahre wann ich mit Bobby in Zukunft Gassi gehen soll. Auf der Heimfahrt war ich sehr glücklich, aber auch nachdenklich. Die Tierkommunikation hat mein Bewusstsein doch sehr verändert, ich kann viel besser loslassen und Dinge akzeptieren und vertrauen, dass alles zum Wohle aller Beteiligten geschieht. Marzia, Bobbys Pflegefrauchen gab mir Bescheid und ab jetzt ging ich einmal in Woche am Donnerstag mit Bobby in den Wald. Unser erster gemeinsamer Spaziergang war einfach nur schön und obwohl es eine Wahnsinns Hitze war, wollten wir gar nicht mehr nach Hause und liefen und liefen. Es machte mir Spaß und vor allem hatte ich Freude daran Bobby zu beobachten wie gut gelaunt er seinen Weg ging. Wir machten auch eine kleine Pause, ich setzte mich auf einen gefällten dicken Holzstamm und kraulte ihn ein wenig, dann dachte ich mir, ach ich mache ein paar Fotos. Bobby hatte voll den Spaß daran und wie ein Fotomodell veränderte er seine Positionen und schaute freundlichst in die Kamera. Auch ein Küsschen-Selfi mit mir hat er nicht verwehrt, kurz und gut, er war zu jeder Kasperei bereit. Das kam mir sehr bekannt vor, Bobby ist einfach ein gutgelaunter lustiger Kerl, aber mit ungewöhnlichen Ängsten, so kann eine herunterfallende Eichel ihn schon mal kurz ängstlich blicken lassen. Der Sommer verging und ich ging nun einmal in der Woche mit dem lieben Bobby spazieren, ich muss sagen es klappte sehr gut, nur wenn wir die letzten 25 Meter vor seinem Zuhause sind zieht er sehr stark an der Leine. Aber daran arbeiten wir, dass wird schon werden, er freut sich einfach sehr das er wieder nach Hause kommt zu seinem Rudel, das er über alles liebt.

Natürlich frage ich mich, was soll ich aus dieser Geschichte lernen? Bobby wohnt bei wirklich netten Menschen und hat ideale Voraussetzungen um ein glückliches Hundeleben zu führen. Seine Pflegefamilie spielt mit dem Gedanken Bobby ganz für sich zu behalten, was natürlich für ihn ein Traum wäre. Mein erster Impuls Bobby für mich zu beanspruchen ist längst vergangen, denn auch wenn ich eine sehr große Liebe zu ihm verspüre so möchte ich doch das diese Geschichte sich zum Wohle aller entwickelt. Es geht eben nicht immer nur um mich, sondern um das GANZE, dass habe ich kapiert.

 

Für mich ist die Geschichte wieder mal eine spannende Ereigniskette von Fakten. Skeptiker können natürlich jetzt einwerfen, dass das alles Zufall war, aber ich bin überzeugt das es sich um die gleiche Seele handelt, mit der damals mein Strolchi hier auf der Erde lebte. Ich finde es sehr spannend, dass sich Bobby am Anfang seiner Inkarnation noch an mich erinnern konnte und auch zu mir wollte, aber die Erinnerung mit der Zeit verblasste. Er ist ja nun ein Jahr alt geworden und ich weiß, dass er sich weder an sein altes Leben noch an mich erinnert. Für ihn bin ich eine nette Tante, die einmal in der Woche kommt und mit ihm Gassi geht. Er freut sich und ich freue mich und seine Pflegefamilie freut sich auch. Was gibt es schöneres auf dieser Welt als Freude zu verbreiten.

 

Für mich hat sich nach und nach das Verhältnis zu Bobby verändert, je mehr ich akzeptierte was ist umso leichter konnte ich die Liebe erkennen, die hinter dem Erlebten steht. Mein Loslassen hat viel in mir geheilt und auch die Seele von Bobby durfte dadurch Heilung erfahren. Von der Tiervermittlung gibt es noch Widerstände und sie möchten nicht, dass Bobby in seiner Pflegefamilie bleibt, sie wollen ganz einfach das allerbeste für ihre Vermittlungstiere und das ist doch auch was wunderbares.

Nachtrag:

Ein halbes Jahr später ist es endlich so weit. Bobby darf bei seiner Pflegefamilie bleiben er ist jetzt für dieses Leben bei ganz tollen Menschen und noch tolleren Hunden. Ich bin so dankbar, dass ich diese Geschichte erlebt habe und weitergeben darf. Ich hoffe, diese kleine Geschichte ist für einige meiner lieben Leser auch heilsam.

 

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